Ungehorsam

Ungehorsam

Wir hatten eine Serie geschaut und rein zufällig tauchte auf dem Bildschirm eine Frau auf, die mal dachte, in den, der noch im Raum war, verliebt zu sein. Er hatte sie benutzt, hatte selbst Frau und Kinder und am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt. Jetzt saß sie auf einem Stuhl und ihre Hände lagen auf dem Tisch, die Ellenbogen waren ziemlich weit gestreckt. Um ihre Handgelenke waren Handschellen gelegt, die zu einer Öse in der Mitte des Tisches führten. War es Zufall? Ich muss gestehen, dass mir ein Floh ins Ohr gesetzt worden war und rein zufällig fand sich Lui in einer ähnlichen Situation. Allerdings war er nackt. Die Folge neigte sich dem Ende und ich entdeckte auf Netflix einen Film mit dem Titel unorthodox. Dieser begann mit den Worten, dass Gott die Engel, die Tiere und den Menschen erschaffen hatte und dem Menschen als einzigem die Fähigkeit gegeben hatte, „ungehorsam“ zu sein. Ich drehte mich zu meinem Narren um und fragte ihn, ob das tatsächlich so sei. Er schwieg, daher musste ich ihm etwas mit der Gerte zu einer Antwort verhelfen.

Die Geschichte drehte sich um eine Frau, die mit 2 Freunden in England aufgewachsen war, einem Mann und einer Frau. Die drei waren unzertrennlich. Dann verließ sie Britannien und ging nach New York, um das Leben zu leben, dass sie liebte.

Lui verfolgte den Film über den Tisch gebeugt und ab und zu wenn mir danach war, gab es ein paar Schläge auf den Hintern. Die beiden anderen hatten geheiratet und sie war Single. Die Familie verstand das nicht und wollten sie unter die Haube haben. Kurz darauf stellte sich heraus, dass die verheiratete eigentlich immer in ihre Freundin verliebt war und ihren Mann nur geheiratet hatte, weil ihre Geliebte sich abgesetzt hatte. Nach etwa einer Stunde war das klar und nun konnte sich in der nächsten Stunde das Drama entfalten. Ich hoffe, ich habe nicht zuviel versprochen, aber ich sah mich in dieser Geschichte, wie ich von Berlin nach Amerika ging und schließlich Lui, nein, nicht heiratete, das wäre zu orthodox, sagen wir versklavte und mit ihm jemanden aus einem anderen Kulturkreis zusammen lebte. War Freya die andere Frau, die der Film spiegelte? „Liebt sie ihn?“, fragte ich Lui und gab ihm einen Schlag. „Liebt sie ihn?“ Der Narr biss die Zähne zusammen und gab keinen Ton von sich. „Liebt sie ihn?“ „Leider manchmal mehr als sich selbst!“ Ich zuckte bei seinen Worten, waren sie nicht in etwa das zehnte Gebot? Sie waren für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich starrte Lui an. Mir entglitt die Gerte. Ich schlug mir die Hände vor das Gesicht und brach in Tränen aus.

Erst eine Stunde später befreite Freya ihn aus seiner Lage, in die sie ihn ja indirekt gebracht hatte, und kuschelte sich an mich, um mich zu trösten. Jeder hat eine Grenze, auch ein(e) Top und wer etwas anderes sagt, ist entweder wahnsinnig oder hat keine Ahnung.

Wir drei schauten kuschelnd den Film zu Ende.