Impro
- Jessi Lui
- 3. Sept. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Sept. 2020
Impro
Ich starte auf das Handy: “Ich liebe es zu improvisieren.” Dann stand da etwas von Schauspielerei. Sofort dachte ich an Schauspielerei. Sofort dachte ich an Impro. Sofort dachte ich an SM-Impro, sofort dachte ich an … Jessica und ihr Gesicht, dass sie machen würde, wenn ich mit dieser Idee kam. “Spinner!”, würde sie sagen. “Du bist ein totaler Spinner. Glaubst Du ernsthaft, dass das irgendjemanden fesseln würde.” Man beachte bitte die doppelte Bedeutung. Ich würde nickten und sagen: “Ja natürlich Herrin.” Jessica würde die Augen verdrehen. Ich würde wieder mal Hilflos sein. Allem Improtheater zum Trotz.
Aber die Idee hatte etwas. Ich starrte mein Handy an und legte das Handy meiner Herrin wieder auf den Tisch. Jessica hatte sich für den Nachmittag aufs Ohr gelegt. Ich saß allein in der Küche und schaute auf mein Handy. Ich dachte an Theaterfreunde in Hamburg, und ich dachte an deren Freunde in Wiesbaden. Ich dachte daran, dass es beim Improtheater kein Nein geben durfte. “Kein Nein bei einer Domina? Kein Nein bei einem Verbot?” Es würde ein Handeln ohne Befehl sein, was Sklave tat, aber war das dann Impro?
Ich überlegte, ob das überhaupt möglich war.
Ich war in Gedanken bei meiner Herrin und bei der Sklavin unserer Dominafreundin, die den Impuls gegeben hatte. “Interessant.” Natürlich würde es einige Regeln geben müssen. Normalerweise ketteten die Damen ihre Sklaven ja während des Spiels an, damit sie ihnen nicht gefährlich werden konnten. Und hier? Angekettete Schauspieler, die in eine Rolle sprangen, um über einen Hänger zu helfen. Das schien mir doch etwas absurd.
Andererseits wusste ich, dass es SM-Theater gab. Warum dann nicht auch hier.
Gut, es würde klare Regeln geben müssen, aber wäre das nicht möglich. Vielleicht auch nur zur Studioeigenen Weihnachtsfeier mit treuen Subs, aber warum eigentlich nicht?
Ich griff zum Telefon und wählte eine Nummer in Hessen. Ich hörte keinen Klingelton, sondern stattdessen hörte ich: “You got a mistress for Chrismas.” Genau das hatte ich vor. Ahnte Jochen meine Idee. Das war doch kein Zufall. Nein, Jochen ahnte das mit Sicherheit nicht. Auch ahnte er mit Sicherheit nicht, womit ich mich beschäftigte. Ich würde gern das Gesicht des alten Clown gesehen, wenn seine Freunde ihm vorlasen, was er wissen musste. Jochen hatte sich in der Welt herumgetrieben, bis ihn eine Krankheit ausgebremst hatte. An den Sitz gefesselt war er immer noch ein rhetorisches Feuerwerk. Ich hatte bei ihm gelernt. Ich hatte Faust vorgelesen, und seine Assistentin hatte ihm damals zugeflüstert, “Er spricht frei.” Das war der Beginn einer Freundschaft gewesen.
Aber jetzt? Das ich leicht verrückt war, wusste Jochen. Aber so verrückt? Die Idee, das Ding anzuleiern, bevor irgendetwas abgesprochen war, konnte mich in Teufels Küche bringen. Aber Scheiß drauf! Die Idee war einfach zu geil.
Seine Assistentin nahm ab. “Hey Lui, was gibts?” “Hi Lissi, ich hab da ne seltsame Frage!” Ich sah durch das Telefon, wie sie die Stirn runzelte. “Und zwar? Was hast Du ausgefressen?” “Ich habe gar nichts ausgefressen!”, protestierte ich. “Standardantwort ‘Ich bin unschuldig´Das kennen wir bereits von Dir!” “Improkurs in Hamburg zur Vorweihnachtszeit. Ich brauche Euer Studio und wenns geht einen gute Lehrerin. Einen Abend. Henry würde mir auch gefallen. Das war damals so klasse, wie wir agiert haben.” “Ja klar, dass müsste möglich sein. Was sind das für Leute?” “Da triffst Du den Punkt. Es sind Freunde aus dem Hamburger Untergrund!” Ich hörte das “Äh.” und musste innerlich lachen. “Blödsinn, das sind Freunde aus der professionellen SM-Szene, und wir sollen ein bisschen SM-Impro machen.” “Äh.” “Sag mal, dass ist jetzt das zweite Äh von Dir, dass ist überhaupt nicht angenommen von Dir. Du hast doch bei Jochen gelernt spätestens den zweiten Gedanken aussprechen. “Ja, natürlich.” “Du kannst ihn ja mal fragen, was er von der Idee hält.” “Ich glaub er weiß, dass das völlig verrückt ist.” “Ja natürlich weiß er und auch ich das. Es heißt ja nicht umsonst, frag den Verrückten.” “Ich kann ihn ja mal fragen!” “Ja, wie gesagt Improweihnachtsfeier. Freunde und enge Bekannte. Soweit mein Plan ist, keine Gäste.” “Und das ganze mit SM-Touch, ist mir schon klar Lui.” “Ich sehe, wir haben uns verstanden. “Du bringst noch das ganze Julientheater in Verruf!” “Ein bisschen Aufmerksamkeitt könnte Euch vielleicht nicht schaden.”
“Was sagt Jessi zu dem Thema?” “Nichts, sie hat nur mit einer Sklavin geschrieben, dass sie aus der Schauspielerei kommt. Zumindest ein bisschen.” “Du bist echt verrückt Lui. Aber gut, ich frag ihn.” “Ja und dann musst Du Lieschen überzeugen, dass sie nicht gleich alles abblockt, was mit Aktivitäten zu tun hat.” “Ich glaube, Lieschen wird nicht so schwierig wie die beiden Dominas, für die Du das dann organisierst.”
Ich hörte etwas aus dem Nebenraum. “Du ich muss Schluss machen”
Jessica stand plötzlich hinter mir. “Mit wem hast Du telefoniert?” Ich zog die Schultern hoch: “Falsch verbunden!” Jessica deutete auf den Stuhl. “Leg Dich da rüber!” Sie ging zum Küchenschrank und holte einen großen Löffel darauf hervor.
Ich hielt nicht lange durch, bis ich erzählte. Jessica sagte, sie würde sich die Idee durch den Kopf gehen lassen. Aber da galt es ja noch jemanden anderes zu überzeugen!
Was würde der Theaterchef zu so einer verrückten Idee sagen, und was die Chefin des befreundeten Studios. Jessicas Zustimmung war ja auch noch nicht da.
Gucken wir mal, wie sich das entwickelt.
Impro-SM-Theaterkurs im Julien-Theater für Spezielle Freunde der beiden Studios.Ich musste wirklich verrückt sein.
Nach einer Anregung der Sklavin einer Freundin
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