Lebend trotz Berlin (4) -Tag 2 Weg nach Eastmain
- Jessi Lui
- 22. Mai 2020
- 6 Min. Lesezeit
Tag 2 Weg nach Eastmain
Ich erwachte, als mich etwas am Hals berührte. Ich wollte mit den Händen danach greifen, aber es ging nicht. “Hat mein Süßer gut geschlafen?” Ihre Lippen flüsterten mir etwas ins Ohr. Ihre Stimme war weich. Ich hielt die Augen geschlossen und genoß ihre Berührung. Die Hände taten mir etwas weh. Sie hingen noch immer nach oben. Ich hatte mich in der Nacht an das Fenster gekuschelt. Ich drehte mein Gesicht zu ihr. “Gib mir einen Kuss, damit ich weiß, das ist kein Traum!” Sie tat mir den Gefallen und erst jetzt öffnete ich die Augen und sah in ihr Gesicht. “Den Umständen entsprechend!” “Hey Jessi, seh zu das Dein Sklave seinen Arsch aus dem Truck bekommt, sonst ist das Wasser wieder kalt und er darf sich damit waschen! Außerdem wartet hier ein Kaffee auf Euch!” “Ich bin kein…”, setzte ich an, aber Jessi hielt mir den Finger auf die Lippen. “Bringe mich bis zum Ende der Welt und Du wirst keine Minute dieser Woche vergessen können!” “Du willst ans Ende der Welt?” “Ja, mit Dir!” Sie legte ihr Ohr auf meine Brust und verweilte einen Moment? “Wie möchtet Ihr Euren Kaffee?” “Wie Chuck Norris. Schwarz und ohne Wasser!” “Ich hätte gerne Milch und Zucker!”, rief ich Umut zu. “Sollt Ihr haben!”
Jessi befreite mich von den Fesseln. “Hob. Mach Dich frisch.” Ich kletterte etwas umständlich aus dem Truck. Ich muss sagen, das gestrige hinein war einfacher für mich. Ich ging zu Umut und reichte ihm die Hand. Er ergriff sie und zog mich zu sich heran. “Tschuldigung nochmal für gestern!” Er deutete auf meinen Hals. Dann umarmte er mich herzlich. Ich hatte etwas Angst, der Bär würde mich erdrücken. Aber das tat er nicht: “Ihr seid schon ein besonderes Pärchen!”, stellte er mit einem Grinsen fest. Er reichte mir eine Schüssel mit Wasser. “Die Seife liegt dort drüben auf dem Stein.” Ich ging zum Auto und holte mir meine Zahnbürste. Dann wusch ich mich. Jessi schlenderte derweil etwas umher. Sie kam zum Frühstück zurück. “Ham and Eggs. Aber schön durchmischt und gut gewürzt.”, kündigte der Bär an.
Wir setzten uns auf Steine. “Ganz in der Nähe ist ein See.”, verkündete Jessica. “Ja, mit ganz klarem Wasser.” Die Anspielung war eindeutig! “Und ein paar Kilometer weiter findet Ihr einen Abzweig nach Eastmain. Dort trefft Ihr auf die Stelle, wo sich der Fluss James Bay sich verbreitert und dem hiesigen Teil der Hudson Bay seinen Namen gibt. Besorgt Euch in Chisasibi erstmal ein Gewehr! Hier wimmelt es von Eisbären, die nicht aufs Eis können, weil keins da ist. Die haben alle Hunger.” “Danke für den Tipp!” “Wie weit wollt Ihr eigentlich?” “Bis ans Ende der Welt.”, warf ich ein. “Jessi hat mich gerade gebeten, sie dort hinzubringen.” Umut runzelte die Stirn: “Bis ans Ende der Welt?”, überlegte er. “Gut. Dann fahrt Ihr danach erst nach Radisson und guckt Euch die Stadt an. 300 km. Dann fahrt Ihr nach Ford Georgen und wieder nach Westen Centrale La Grande zurück und von dort nach Longue Pointe, wo Ihr einen wunderschönen Ort findet.” Genießt dort einen Sonnenuntergang.” “Wie weit ist das?”, warf ich ein. “Eine Tagesreise.”In Longue Pointe hatte ich eine wunderschöne Nacht mit meiner Frau. Da ist meine Tochter entstanden. Am Wasser, der Sonnenuntergang vor uns.” Seine Augen waren einen Moment verträumt. Jessica sah mich an. Sie hob die Hand: “Komm nicht mal auf den Gedanken!” Ich versteifte mich. “Aber vielleicht darfst Du mir dort die Füße küssen!” Umut stieß mir leicht gegen die Schulter. “Strenges Regime!” Ich hob herausfordernd das Kinn: “Ich kann sie auch aussetzen!” “Na dann pass mal auf, dass Du nicht ausgesetzt wirst.” Er lachte in sich hinein.
“Außerdem dazu ist Dein Herz zu weich!”
Jessica schaute ungeduldig auf die Uhr. “Männer und ihre Phantasien!” Ich schaute auf mein Essen und schaufelte die Eier in meinen Mund. “Wo willst Du hin?” “Ich will nach Nordost, Caniapiscau, das Ende der Welt.” “Dahin werden wir Dir sicher folgen!”, meinte ich. Jessi stimmte zu. “Hab vielen Dank fürs Mitnehmen.” Er grinste. “Es war mir eine Ehre, ein Teil dieser Inszenierung sein zu dürfen.” Wir aßen auf, luden das Auto ab und verstauten all unsere Sachen im Auto. Ich reichte Umut die Hand, doch er riss mich erneut an seine Brust: “Du Glückspilz! Machs gut.” “Du auch. Danke” Er sah Jessica an und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. “Wenn es Probleme gibt, melde Dich. Es ist immer gut, Freunde zu haben.” Ich sah, dass dieser Riese sich nicht traute, Jessi zu umarmen. Sie nahm es ihm ab!” Dann stieg er in seinen Truck und fuhr davon.
Jessis Kopf deutete auf den See. “Komm, wir gehen ne Runde schwimmen!” Das Wasser war eisig, zumindest in meinen Augen. Jessi war schneller drin und bespritzte mich mit Wasser. Igitt, war das kalt. Aber wunderschön. Sie kam zu mir und legte mir die Arme auf die Schultern: “Ich meine das ernst mit dem Ende der Welt. Und so wie Umut das beschrieben hat, ist das in einer Woche machbar.” Ich sah ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen. Und dann küssten wir uns.
Wir kontrollierten unsere Sachen. Als ich einsteigen wollte, deutete Jessi an, dass ich ihr den Schlüssel gegen solle. Ich zögerte. “Ich setz Dich hier nicht aus. Versprochen!” Das “hier” im Ohr gab ich ihr den Schlüssel und stieg auf der Beifahrerseite ein.
Wir fuhren ein paar hundert Meter weiter bis zu einer Kreuzung, auf der unsere Straße mündete. Dort bogen wir nach links.
Ein paar hundert Meter weiter war wieder ein See auf der rechten Seite. Sie hielt erneut an und stieg aus. Sie ging zum Kofferraum und öffnete ihn. Sie kam mit einem Seil und einer Tüte zurück. Ich musste meine Handgelenke aneinander legen und sie schlang das Seil darum. Sie drückte meine Hände über die Kopfstütze und zog das Seil hinten fest. Dann stieg sie wieder auf ihren Sitz und startete das Auto. “Seit wann hast Du Erfahrung mit SM?” Sie warf mir einen Blick zu. “Ein paar Jahre. Und Du?” Sie grinste: “Lange genug denke ich.” Sie warf einen Blick auf die Straße. “Und erwartet Dich in Hamburg jemand?” “Wäre ich dann mit Dir hier unterwegs?” Sie biss sich auf die Lippen: “Vermutlich nicht.” Sie machte eine Pause. Ich schwieg. “Und, hast Du eine Herrin, die Du magst?” “Würde Dich das kränken?” Jessi schüttelte ihr Haar. “Nein, nicht wirklich.” Sie machte eine Pause. Ich sah, wie sie sich mehrmals auf die Lippen biss. Und ich sah die Frage darauf. “Ich habe Freunde, denen ich vertrau.” Sie blickte mich an: “Aber keine Herrin?” “Nein, und ich glaub nicht mal, dass ich das will!” Sie stoppte ziemlich abrupt den Wagen und sah mich an: “Was mach ich hier eigentlich?” Sie gab mir einen Klapps in die Seite. “24/7 nennt sich das glaube ich. Bisher durfte ich noch nicht viel mitbestimmen.” “Würdest Du das denn gerne?” Ich hatte befürchtet, sie würde die Antwort fauchen, aber sie war sanft. Sie schaute mich an. Der Gurt löste sich. “Habe ich Dich verletzt?” Ihre Augen füllten sich mit Tränen. “Tut mir leid. Das ist unprofessionell. Ich mach das schon ein paar Jahre, aber das ist mir noch nie passiert.” Es waren eindeutig die Tränen gemeint und nicht meine Verletzung. “Jessi, Du hast mich vielleicht etwas überfahren, aber verletzt bin ich nicht.” Sie richtete blitzartig ihren Oberkörper auf: “Echt nicht?” Ich war völlig überrascht. “Das ist gut. Sag mir zukünftig, wenn ich drohe, Grenzen zu überschreiten!” Sekunden später drückte die auf den Anlasser, trat die Kupplung und wir verließen mit durchdrehenden Reifen die Parkposition. Es folgte eine Einfahrt links und dann eine Einfahrt rechts. An der zweiten machte sie halt. “Hast Du das verstanden? Du sagst was!” Ihre Stimme war kalt wie Eis. “Ja Herrin.” Es folgte eine ziemlich lange Strecke geradeaus. Jessi hielt vor der Kurve an. Wir sahen, wie ein Zug vorbeirauschte. Sie griff mein T-Shirt und zog es mir über den Kopf. Es wanderte sozusagen auf die Kopfstütze. Ich konnte sehen.
"Ich mag Dich nicht anders verletzten, als ich das gerade beabsichtige. Darum sag bitte was, wenn ich Dir was weh tue. Ich meine, vor der Grenze!” “Schon gut Jessi. Mach ich.”
Ihr Gesicht hellt sich auf. Sie griff meine linke Brustwarze und setzte eine Klammer drauf. Dann wandte sie sich wieder dem Lenkrad zu. Kurz darauf erhielt auch die rechte Brustwarze ihre Klammer. Ein paar Kilometer weiter folgte die nächste Klammer entlang der Milchleiste. Und es sind rund 100 Kilometer bis zur Jamesbay. Die Erschütterungen des Autos schmerzten bei jeder Bodenwelle. In Chisasibi besorgte Jessi wie empfohlen ein Gewehr. Dann gings weiter.
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