Mittagspause
- Jessi Lui
- 28. Juni 2021
- 5 Min. Lesezeit
Mittagspause
Freya betrat die Lieblingsfalle, nachdem ich ihr die Tür geöffnet hatte. Sie trug ein kurzes hautenges Kleid aus schwarzem Samt und einen dünnen Halsring. In der Hand hatte sie zwei Kartons mit Pizza, die sie aus dem nahen Shop geholt hatte.
“Erledigt!”
Ich grinste sie an.
“Und, hattest Du wie erwartet die Blicke auf Dir.” Meine Sklavin guckte beschämt zu Boden.
“Das weißt Du doch.” Ich lächelte und schnippte mit dem Finger.
“Narr, pack die Pizza aus und richte sie an.” Er schaute mich irritiert an, als ich einen Blick nach hinten warf. Betty, eine Kollegin in Studio, die oft aber nicht ausschließlich in die devote Rolle schlüpfte, trat an Lui vorbei und nahm Freya die Pizza aus der Hand.
“Gib mal her.” Sie warf Lui einen Blick zu. “Für sinnvolle Arbeit ist der heute nicht zu gebrauchen.” Ich ließ das unkommentiert und wandte mich Freya zu. Die hielt ihren Blick weiterhin auf den Boden gerichtet.
“Warum habe ich nichts anderes erwartet?”
“Weil ich eine Sünderin bin Herrin.”
“Du siehst es also ein.” Sie nickte, ohne den Blick zu heben. Ich griff mit zwei Fingern unter ihr Kinn und hob es ein Stück nach oben.
“Sieh mich an, wenn ich mit Dir rede! Das habe ich Dir schon einmal gesagt!”
“Ja Herrin”, sagte sie, den Blick hebend. Ein Lächeln umspielte meine Lippen.
“Was machen wir mit einer Sünderin?”
“Wir hängen sie auf.” Mein Blick traf den Narren, der sich sogleich auf die Lippen biss.
“Vielleicht sollte ich Dich als erstes aufhängen!” Er schüttelte den Kopf.
“Nein, Freya reicht.”
“Dann mach Dich nützlich. Ich brauche die rote Kiste mit den Ringen.” Er verschwand nach oben. Ich wandte mich an Freya. Meine Hand glitt sanft über ihre Wange.
“Wie haben Dich die Passanten angesehen?” Freya bemühte sich,mir bei der Beantwortung der Frage in die Augen zu schauen.
“Sie haben gegafft.”
“Und waren die Halbstarken wieder da?” Gemeint waren eine Gruppe Auszubildender von einer Berufsschule, an der sie vorbei musste. Freya nickte zögerlich. Ich spitzte die Lippen. “Und, was haben sie Dir dieses Mal hinterher gerufen?”
“Ich habe nicht darauf geachtet.” Die Lüge war zu offensichtlich, als wenn ich nicht merken würde, dass sie mich belog. Ich wusste, dass ihr dieses ebenfalls klar sein musste.
Betty kam mit einem großen Teller, auf dem sie die Pizza verteilt hatte.
Sie stellte ihn auf einen kleines Tischchen zwischen ihren und meinen Stuhl. Sie holte noch vier Gläser und eine Flasche Wasser.
“Mittagspause! Greif zu!”
Ich griff nach einem Stück Pizza und deutete mit der freien Hand neben mich auf den Boden. “Knie Dich hin.” Während ich von dem Stück abbiss, folgte Freya meinem Befehl. Lui gähnte, aber ich schenkte ihm keine Aufmerksamkeit.
Betty griff ebenfalls nach einem Stück Hawai und leckte sich, nachdem sie es verspeist hatte, die Finger.
“Schön wieder hier zu sein.” Während ich Betty anschaute, griff ich nach Freyas Hand und zog sie ein Stück zu mir. “Ja freut mich auch.” Meine Fingernägel kratzten leicht über ihren Unterarm, während ich mit der anderen Hand ihren Arm in meinem Schoß fixierte, ehe ich ihn losließ, um erneut nach einem Stück zu greifen. Der Arm blieb an seinem Ort.
Weiß zeichneten sich die Kratzspuren auf dem Arm ab.
“Wie geht es Deiner Mutter?” Ich konnte sehen, wie Lui die Augen verdrehte. Die Mutter meiner Kollegin interessierte ihn nicht. Für Freya war das schon eher interessant, jedoch hütete sie sich, sich an dem Gespräch zu beteiligen. Außerdem schenkte ich ihr Aufmerksamkeit, indem ich sie knief, ohne weiter auf sie einzugehen.
“Sie hat noch immer Angst um mich.”, gab Betty zu. “Dabei habe ich ihr gesagt, dass es völlig harmlos ist.”
“Harmlos?”, gab der Narr von sich. “Nun, ich weiß nicht.”
Ich schaute zu Freya und steckte ihr einen Happen in den Mund. Den Finger ließ ich mir ablecken, als es klingelte. Ich warf einen Blick zu Lui. Er folgte dem stummen Befehl. Ich schaute Betty an.
“Polizei oder die anderen?”
“Ich tippe auf die Halbstarken.”, worauf ich ihr zunickte. Für die Halbstarken kam Lui zu schnell zurück. Er hatte zwei Polizisten und eine Polizistin im Schlepptau.
Er machte nur eine Geste auf Kommissar Haase, der uns bereits bekannt war.
“Hallo Simon.”, vernahm ich aus dem Mund meiner Sklavin. Betty schaute sie etwas irritiert an. Die Polizistin schüttelte den Kopf, als ich sie anschaute. “Denk nicht mal dran!”
“Willst Du mir in meinem eigenen Studio drohen?” “Nein, das will ich nicht.”
“Was können wir für die Lieblingsfrau des Propheten tun?”
Kommissar Simon Haase sprang seiner Kollegin bei.
“Haben Sie zur Zeit Gäste hier?”
Ich deutete auf Freya und Lui und anschließend auf Betty. “Die beiden kennen Sie in und auswendig und wissen, wer das ist. Betty ist dienstlich hier.”
“Ich fragte nach Gästen!”, reagierte Haase jetzt schroffer. Mein Daumen bewegte sich nach oben und ich machte eine Handbewegung, so dass man dadurch durch meine gekrümmten Finger auch an etwas anderes denken konnte.
“Wer ist es?”
“Sie haben Micky Mouse und Donald Duck auf die Coronazettel geschrieben.”, gab ich ohne ein Lächeln zu Protokoll. Freya kicherte, was ihr einen bösen Blick von mir einbrachte. Haase blickte zur Decke. “Frau König, ich möchte Sie bitten.” Freya grinste: “Ich war vorhin auf Tiktok und da haben zwei Leute Wasser im Mund ausgespuckt bei dem Satz: Wie heißt der Ausgang eines Bordell? - Auspuff.” “Sehr witzig, wer sind die Gäste hier?”
Aischa, die Polizistin, funkelte mich böse an.
Ich stand auf und trat zu den dreien. Der dritte hatte bisher nur geschwiegen. Ich warf noch einen Blick zum Narren und gab mit einem “Du bleibst sitzen”, meine Anweisung. Ich schaute Haase an.
Ich spielte mit meinem Haar. “Es war Notwehr Herr Kommissar.” Aischa schob mich nach hinten. Haase folgte uns. Als wir außer Hörweite waren, flüsterte die Polizistin. “Was soll das Theater?”, doch ich hielt ihr einen Finger auf die Lippen.
“Die beiden haben um Hilfe geschrien.”
“Kein Lude schreit um Hilfe. Das kannst Du vergessen Jessi.” Sie spielte auf die Kiezregel an, wonach der Kiez seine Probleme ohne die Polizei zu versorgen bestand.
“Nein, sie schreien nach ihrer Mama. Früher oder später schreien sie alle nach ihrer Mama.” Aischa schluckte.
Wir stiegen die Treppen hinauf. Ich öffnete die Tür vom roten Zimmer. Aischa warf einen Blick hinein und erstarrte. Auch Haase zuckte zusammen. Er wechselte einen Blick zu seinem dritten Kollegen, der sein Funkgerät zog. “Hier ist Betta 3 für Betta 1. Wir brauchen zwei RTWs für die.” Er nannte die Adresse des Bordells. Dann schaute er unschlüssig seine Kollegen an. Haase warf einen Blick zu Aische Lunge, ehe er entschied.
“Jessica, ich will hier nicht noch mehr Ärger haben. Und ich will hier mit heiler Haut raus.”
Meine Stimme war kalt: “Sofern Ihr die beiden Vögel mitnehmt, habt Ihr freies Geleit.” Haase blickte auf. Er sah, wie Harry und Mick in der Tür erschienen. Beide hatten eine bullige Figur und strotzten vor Kraft.
“Irgendwelche Probleme Jessi?” Ich schüttelte den Kopf.
“Nein, wir warten nur auf die RTWs.”
Harry knurrte: “Ich finde das nicht witzig, dass Du mit den Bullen kollaboriert und das weißt Du.” Ich trat auf ihn zu und tätschelte seine Wange.
“Aber das tue ich doch gar nicht mein kleiner.” Um dieses Wortspiel zu verstehen musste man wissen, dass in seinem Ausweis Klein stand, was der eine oder andere ja vielleicht schon weiß.
Die Freunde und Helfer blickten mich mürrisch an. Aischa ging nach unten, um den Sanitätern den Weg zu weisen. Haase starrte mich an. Seine Augen waren verkniffen. Ihm missfiel die Situation. “Ich kann die Sache nicht einschätzen, aber das wir in Deinem Laden zwei steckbrieflich gesuchte Mörder finden, kann kein Zufall sein.”
ich zuckte mit den Schultern.
Es dauerte, bis Polizei und RTW abgezogen waren und ich mich wieder Freya zuwenden konnte. Da waren ja noch silberne Ringe anzubringen. ,
“Ach ja.” Mein Mund beugte sich zu Freyas Ohr. “Ausgezeichnet gemacht.” Mein Blick fiel auf die Wanze. “Laß uns nach oben gehen. Das blaue Zimmer ist sauber.” Sie kicherte nur. Ihr Mund näherte sich meinem Ohr.
“Das ist aber nichts, was die Polizei benutzt, oder?” Ich schüttelte den Kopf.
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