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Neubeginn

Neubeginn


Die Lieblingsfalle war wie alle Bordelle der Stadt und dem Land Hamburg seit März, seit Corona wütete, bis gestern geschlossen. Es hatte zahllose Stunden gebraucht, um für jedes Studio ein Hygienekonzept zu erstellen, womit man die Behörden überzeugte, sich und die Freier bestmöglich zu schützen. Der Traum vom 1. September war geplatzt, heute vor 7 Tagen kam aber die Nachricht. Die Bordelle dürften wieder öffnen. Herrin Jessica war in ihr Studio gefahren, um die ersten Gäste zu empfangen. Ich war in die andere Richtung gefahren, nach in Richtung Stade um dort einen Blick in das Bordell zu werfen, was direkt an der Kreuzung liegt, wo sich B4 und B75 trennen. Ich machte einen Tweet davon und freute mich.

Jessi schrieb ich eine Whatsapp, in der ich sie zur Rückkehr zu ihrer Herzensangelegenheit beglückwünschte.

“Du kannst Dich nützlich machen mein Lieber!”, kam da als Antwort per Sprachnachricht.

“Was gibt es denn zu tun?” Ich wartete gespannt auf ihre Reaktion, aber meine Herrin ließ sich Zeit.

“Du musst Dir Deine Strafe heute Abend doch noch verdienen.” Ich war etwas überrascht.

“Welche Strafe?”

“Na die bei…”, sie sprach den Namen nicht aus, aber mir war sofort klar, wen sie meinte. Meine Muskeln verkrampften.

“Was soll ich denn tun?”

“Du wirst beschreiben, und erläutern, was es Dir bedeutet, dass ich Dir die Gnade erweise, heute in Real den Arsch versohlt zu bekommen.”

“Das könntest Du doch auch mal wieder übernehmen!” Nach meiner Antwort blieb es mehrere Minuten still. Man sah ja bei Whatsapp, wenn jemand schrieb, oder etwas aufnahm. Jessica war online, aber sie sagte nichts. Ich überlegte, was sie meinte.

“Wie kann ich mich denn nützlich machen?”, fragte ich zögerlich. Es kam keine Antwort. Ich linste auf die Uhr. Die Zeit schritt voran. Ich setzte mich in Staderstrand an die Elbe und eröffnete etwas hilflos einen Text. Ein vorbeifahrendes Schiff lärmte, da wurde an Stahl gearbeitete.

Ich scherzte mit einem Touripäarchen: “Der schleift auf dem Boden. Darum brauchen wir die Elbvertiefung.” Sie erkundigten sich nach Touristischen Zielen und verschwanden nach einer Weile. Ich blieb, mir wurde langsam flau.

“Was soll ich tun?” Keine Antwort. Psychologisches Spiel. Mir war klar, welchen Ärger es mir einbringen würde, wenn ich absagen würde. Ich war überzeugt zu wissen, womit ich genauso spielte, falls ich ihr Verbot ignorierte. Mir blieb nur übrig, dafür zu beten, dass sie mir schreiben würde, was ihr Wunsch war. In den Zielkonflikt zweier Dominas zu geraten, war sicher nicht spaßig, und das wusste ich. Dabei war das Jessis Vorschlag gewesen. Ich sollte mir die Flausen, die mir ein Dominaseminar eingetrichtet hatte, wieder austreiben lassen. Der fleißige Leser meint vielleicht zu erahnen, welches Seminar ich meine, aber ich hatte mehr als ein SM-Seminar besucht, und man sollte sich bei der Zuordnung nicht sicher sein. Scharfe Rhetorik nützt einer Domina, nur um ein Beispiel zu nennen, und darin war Jessi mir haushoch überlegen. Zumindest meinte sie das immer, und ich lief zu oft in ihre Fallen, als dass ich das ernsthaft bestreiten könnte. So setzte ich mich an die Tastatur. Ich vermutete, die Aufgabe würde in einer Geschichte liegen, aber konnte ich da sicher sein? Aber solange ich keine Antwort erhielt, konnte ich halt auch wenig anderes tun, was in die Richtung ging.

“Wie läuft’s bei Dir im Studio?” Es gab keine Antwort. Dann fiel es mir ein. Sie hatte mir befohlen, über ihre Gefühle bei ihren ersten Sessions nach dem Lockdown nachzudenken. Was würde sie dabei fühlen, was sie bewegen. Das hatte ich schon die Dame gefragt. Das wollte sie mir sagen. Aber Jessica bestand darauf, dass ich mir dies vorher überlegte. Ich sollte mir das nicht einfach nur erzählen lassen. Ich legte den Kopf in meine Hand, bedeckte meine Augen. Meine Finger glitten über die Tastatur. Jetzt war klar, wie mein Auftrag lautete. Jetzt war klar, wie ich mir meinen roten Arsch verdienen könne. Mit den Gedanken über ihre Gefühle. Später würde ich dann erfahren, ob ich richtig lag. Mit neuem Schwung tippte ich auf die Tastatur ein. Die Zeit rannte, aber ich hatte ein Ziel. Es wurde Zeit für die Rückfahrt. Ich fuhr zur Lieblingsfalle, aber da war niemand. Ich fuhr zu meiner Verabredung und klingelte fünf Minuten vorher unten an der Tür. Ich wurde ins Treppenhaus gelassen. Ich klopfte an der Tür und eine mir bekannte Dame öffnete. Ich hatte noch nicht mit ihr gespielt, aber ich wusste, wer sie war.

„Ist Jessi bei Euch?“ Sie griff meinen Arm, zog mich herein.

„Komm erstmal rein.“ Ihr Griff war fest. Die Tür schloss sich:

„Ich muss wissen, ob Jessi da ist, sonst…“ Sie brachte mich ins Zimmer.

„Warte hier!“ Ich stand wie auf Kohlen. Sie betrat den Raum. Mir wurden die Knie weich. Es war nicht Jessi. Panik kam in mir auf:

„Ist Jessi hier?“, platzte es aus mir heraus.

Ein klares „Nein“.

„Hat sie heute angerufen?“ Wieder ein Nein.

„Hat sie sonst etwas geschickt?“

„Nein.“ Mir traten die Tränen in die Augen.

„Dann kann ich heute nicht mit Dir spielen.“ Sie sah mich an. Ihr Blick durchdrang mich. Ihr Blick war böse, und ich hatte das Gefühl, gleich würde sie mir die Augen auskratzen.. Tatsächlich kam sie auf mich zu und griff mich am Kragen.

„So planst Du Deine Termine? Schäm Dich!“ Mir traten die Tränen in die Augen.

„Bitte verzeih mir.“ Ich reichte ihr die Rosen, die ich ihr mitgebracht hatte.

„Ich kann nicht. Bitte.“ Ich sank auf die Knie und senkte das Haupt.

„Wer sagt das?“

„Jessica.“

„Nun, mir hat sie gestern etwas anderes geschrieben.“ Sie holte einen Zettel hervor und reichte ihn mir. Ich starrte auf den Zettel, sah unsere Mailadresse, dann auf den Text:

Lui darf morgen zu Dir. Verwöhn ihn bitte. Ich werde ihn vorher dazu bringen, über unsere Gefühle nachzudenken. Wünsche Euch viel Spaß dabei.


Was ich jetzt erlebte, ist eine andere Geschichte. Ich bekam die erhofften Schläge, die mich fliegen ließen. Danke.


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