Pekingente – Kurz angebraten - Krimi (kein BDSM)
- Jessi Lui
- 22. Mai 2020
- 3 Min. Lesezeit
Pekingente – Kurz angebraten
„Ist das Essen sehr scharf?“ Die Frage richtete sich an den indischen Wirt. Eine Frau stand am Tresen und blätterte kurz in der Speisekarte. Sie schaute ihren Mann an. Hinter ihnen öffnete sich die Geschäftstür und eine zweite Frau trat herein. Die drei begrüßten sich kurz. Dann wandte sie sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen. Der Wirt fand keine Beachtung. Auch der Gast, der etwas schräg am Fenster saß, und am späten Nachmittag ein Mittagsgericht aß, fiel ihnen nicht weiter auf. Sie gingen zurück in den Vorraum und öffneten die Geschäftstür, neben der eine Frau aus Holz geschnitzt saß.
Der Gast konnte sie nur von der Seite sehen. Ein Spiegeleffekt der Tür fand sich auf der Scheibe zum Vorraum, und so war er sich nicht sicher, ob er richtig gesehen hatte. Aber es hatte so ausgesehen, als hätte die Figur die Augen geöffnet, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Der Gast schaute zum Tresen, wo davor ebenfalls eine Figur stand. Es war eine Frau mit einem Pyramidenhut. Um den Hals und um die Hüften, um Ellenbogen , Hand- und Fußgelenke waren Ketten gelegt, die sehr fein waren, und viel verdeckten. Der Busen jedoch war frei.
In der einen Hand trug sie ein Gefäß, die andere ließ sie herabhängen. Ihr Blick ging starr geradeaus.
Und doch. Ohne das sich ihr Körper oder auch nur ihr Gesicht bewegte, ging etwas magisches von ihr aus.
Die drei schlossen die Tür. Dann wandten sie sich zum gehen in die Richtung der großen Kreuzung, von der auch die Busse fahren würden, oder von wo es noch etwa einen Kilometer bis bis zur S-Bahn war. Es war noch eine Stunde bis die Sonne versunken sein würde. Schnee sag in den Straßen. Die Autos fuhren vorsichtig vorbei. Der Gast schaute das ein oder andere Mal aus dem Fenster in Richtung Straße, und ihm fiel ein Mann mit chinesischem Aussehen auf. Vorhin hatte ihn die chinesische Kneipe auf der anderen Seite des neuen Gallitheaters abgewiesen, und gemeint, sie würden erst um fünf öffnen.
Gegen sechs leerte sich der Bürgersteig und nur noch vereinzelnd kamen Passanten vorbei. Der Kneiper war in die Küche verschwunden. In den Blocks gegenüber brannte nur vereinzelnd ein Licht.
Zwei Kleintransporter bogen auf den Parkplatz ein. Durch die Scheiben konnte man nichts erkennen. Während die Transporter auf den Parkplatz hinter dem Center fuhren, fuhr auf der Straße ein Polizeiwagen vorbei, hielt jedoch nicht an.
Eine Gruppe von 4 jungen Männern liefen am Inder vorbei, und traten auf die Pension zu, die sich hinter dem Inder befand. Vor dem Center machten ein paar Personen Fotos von einander und schleppten dann Säcke mit sich fort. Blaue Säcke. Zeit verging. Der Gast rief den Wirt, er bezahlte und verließ das Lokal. Er ließ das Theater rechts liegen und trat auf den Parkplatz hinter de4m Center. Er ging zum Parkautomaten und holte sein Portemonnaie heraus. Zog ein weiteres Parkticket, ging zu seinem Auto, öffnete es, und legte das Ticket hinein. Dann wandte er sich zum Theater und ging in diese Richtung. Die beiden Lieferwagen auf dem Parkplatz beachtete e4r nicht weiter. Vor dem Center warf er einen Blick in Richtung Aral. Er betrat erneut den Inder, setzte sich wieder an seinen Tisch. Gegen halb sieben zog er sein Handy hervor und leuchtete damit in Richtung Aral. Das Zeichen wurde erwidert. Er rief den Wirt zu sich, gab ihm ein Trinkgeld und verließ das Lokal.
Die Männer in den Transportern öffneten die Türen. Sie stiegen aus. Acht Mann waren bei diesem Licht nicht mehr leicht zu erkennen. Der Mann aus dem Laden drehte sich nicht um, als Schüsse zu hören waren.
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