Sexuelle Assistenz
- Jessi Lui
- 12. Dez. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Nach einer wahren Gegebenheit
Sexuelle Assistenz
Derzeit posaunen einige Politiker etwas von einem Sexkaufverbot und von einem Bordell Europas, das unbedingt geschlossen werden muss. Das geht bis in das Höchste Staatsamt, dass gerade in ein Bordell eingeladen wurde, um sich die Tatsachen mal anzugucken und nicht nur über uns zu sprechen sondern mit uns. Um es klar zu sagen, illegale Prostitution geht gar nicht und das betrifft in meinen Augen alles, was nicht freiwillig oder mit falschen Versprechen geschieht.
Auch die Dienstleistung auf einer Sexmesse gilt als Sexarbeit, wenn man den Zuschauer auch nur anfasst, um etwas zu demonstrieren.
Aber es gibt noch einen weiteren Bereich, der unter das Sexkaufverbot fallen würde und das ist wie im Titel beschrieben die sexuelle Assistenz. Sex auf Krankenschein, würde die Bild titeln, aber das ist nur ein winziger Teil der Wahrheit.
Wenn ihr wollt, dann nehme ich Euch mal mit zu einem Besuch. Aber leise, wir wollen schließlich niemanden stören.
Ich hatte einen Anruf erhalten und hörte am anderen Ende eine Frauenstimme. Es kam schon vor, dass ich Kundinnen hatte, wie das ja am Anfang auch mit Freya gewesen war, die jetzt fester Teil meiner inneren Familie geworden war. Frauen im SM-Studio als Besucher kam durchaus vor. Häufiger kam es jedoch vor, dass Frauen für ihre Männer anriefen. Manchmal war das eine Falle, um zu testen, ob ich ihren Mann kennen würde oder er bei mir gewesen wäre. Hier war Vorsicht geboten, denn so manche Dame wurde hier schnell zur Furie. Man musste verdammt aufpassen. Ein Frauenanruf bedeutete Vorsicht und oft Ärger.
Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal einen Anruf von dieser Frau erhalten und sie hatte mir erzählt, dass sie auf meiner Webseite gelesen hatte, dass ich an „Sexueller Assistenz-Angeboten“ interessiert wäre, diese (irgendwann) aufbauen wollte. Ich muss dabei etwas ausholen, denn eine Kollegin hatte mir erzählt, dass sie angesprochen wurde, weil sie auf ihrer Webseite einen kleinen Denkfehler gemacht hatte, weil sie den Umgang eines Schwerbehinderten mit ihr mit sexueller Assistenz gleichgesetzt hatte. Nachdem sie darüber aufgeklärt worden war, hatte sie sich dafür interessiert. Auch hatte sie andere Damen nach Erfahrungen gefragt. Die einen lehnten das ab, andere erzählten von ihren Erfahrungen und ich, ich wurde an ein Vorhaben erinnert.
Diese Frauenstimme kannte ich. Wir vereinbarten einen Doppeltermin.
Ich betrat das Krankenhaus und meldete mich an. Einen Schnelltest gemacht, damit ich auch niemanden gefährdete und schon konnte es losgehen. Ein Junger Mann lag bereits vorbereitet auf einer Liege und bereits beim Eintreten bemerkte ich ein leichtes Zittern seiner Muskeln. War es die Aufregung oder hatte es einen anderen Grund? Ich hatte Handschuhe an und berührte ganz sanft sein Gesicht. Keine Reaktion, zumindest keine, die ich oberflächlich sah, nur das Zittern. Ich legte meine Hand darauf und fühlte, ob es sich beruhigte. Es war wichtig, ihn nicht zu unterbrechen. Ich wollte dieses Zittern nicht beenden. Ich wollte es mit ihm fühlen. Tat er es zur Entspannung, tat er es bewusst? War es ihm gar nicht klar? War das Zittern einer Überlastung geschuldet? Ich erforschte es in seinen Augen und mein Gastgeber hatte mittlerweile so viel Vertrauen zu mir gefasst, dass er meine Hand nicht als Aufforderung verstand, etwas zu stoppen, sondern als Einladung, mir dieses Gefühl vermitteln zu können. Wer hat schon mal eine krampfende Hand gehalten, die sich irgendwann nur öffnet, wenn man ihr Wärme und Zeit gibt, viel Vertrauen. Vielleicht kennt das die ein oder andere Ergotheapeutin oder ein oder andere Physiotherapeut, aber wenn diese ihren Patienten wie ich anfassten, dann flogen sie hochkantig raus, denn diese Nähe, die wir hier aufbauten, war nicht ihr Job, es war meiner.
Ich durfte diesen Mann anfassen und streicheln und er konnte sich für diese Stunde in mich verlieben, ohne dass ich ihn zurückweisen musste, weil er in irgendeiner Form von mir abhängig war, oder er jemanden belästigte, weil er dachte, diese Patientin sei in ihn verliebt, was aber gar nicht so war.
Wir loteten zusammen Grenzen aus, spielten miteinander und ich wurde oft gedrückt, was anderen Therapeuten zum Problem geworden war, da sie sich zwar auch über den Erfolg freuten, dieses aber nicht durch Nähe belohnen durften. Der Junge Mann zeigte mir stolz, was er gelernt hatte und ich herzte ihn dafür, ohne einen wirklichen Anteil daran zu haben.
Das war mit Schwestern, Pflegern und Ärzten ja anders, weil er von deren Launen und sie von seinen abhängig waren. Selbst ein in den Arm nehmen und drücken konnte hier schon zu Ärger führen, denn warum tat er das bei Patient A, bei B aber nicht. Ich war hier vollkommen neutral.
Wir spielten völlig frei miteinander und natürlich zeigte er mir die neuen Dinge und versprach mir, mir das nächste Mal mehr zu zeigen. Wir hatten einen kleinen Pakt geschlossen. Ich als Herrin besuchte ihn und tat ihm gut, wenn er lernte, wenn er sich von Rückschlägen nicht entmutigen ließ. Ich verriet ihm, dass ich wollte, dass er es für sich tat, aber auch, dass mich das sehr freute. Ich durfte ihm im Gegensatz zu allen anderen sagen, dass er das auch ein bisschen für mich tat. Ich war Ratgeberin, Vertraute, Kuscheltante, auch jemand, die ihn tadeln durfte, wenn er mir von seinem Streich erzählte, den er einer Schwester gespielt hatte. Ich hatte auch keine Hemmungen, seinen Penis sexuell zu berühren, wenn er mich darum bat, was anders war, als wenn er gewaschen wurde. Völlig anders, denn da war ein Strahlen in den Augen.
Ich verließ ihn, duschte und machte mich erneut fertig und betrat einen anderen Raum, wo eine ältere Frau in einem Rollstuhl saß. Sie lag in diesem und bewegte sich kaum. Aber ich kannte ihren Körper mittlerweile ziemlich genau und die Märchentante hatte sich gewünscht, an Hans Stelle zu gelangen, der ja bekanntlich auszog, um das Gruseln zu lernen. Nachdem sie es mit allerlei Märchen und Krimis versucht hatten, kam ich ins Spiel. Ich hatte lange überlegt, wie ich dieser 90 jährigen Frau eine Gänsehaut verpassen konnte, nachdem alle anderen gescheitert waren. Hier kam natürlich der kalte Eimer Wasser nicht in Frage, oder doch? Vielleicht gerade er. Spitze Krallen, Zähne? Einfach mal gnadenlos durchkitzeln? Die Frau quicke dabei wie ein junges Mädchen.
Ich schmeiß Euch meine Leser mal raus, denn das wird mir hier gerade zu intim. Auf Wiedersehen.
„Halt, schön dass Ihr gewartet habt“, erzähle ich Euch nach dem Termin. „Es war schön für sie und auch für mich. Ihr hättet ihre Mimik sehen müssen. Unbezahlbar.“ Eine Krankenschwester tritt zu uns und legt mir einen Arm um die Schulter. „Ja, das kann sie und wir sind so froh, dass wir sie haben.“
„Aber ist mir dieses nach dem Verbot der Sexarbeit noch möglich?“
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