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Tanzen

Tanzen


Manchmal tanze ich für mich. Ja, ich lass nicht nur meine Sklavin für mich tanzen. Manchmal muss ich mich einfach nur selbst bewegen.

Ich trug ein Korsett und einen schwarzen Rock. Über dem Korsett war einiges an Haut zu sehen, ehe zwei Träger vom Korsett zu meinen Schultern liefen. Meine Arme steckten in einem ebenfalls schwarzen Oberteil. Mein schwarzes Haar war streng nach hinten gekämmt. Meine Lippen waren rot geschminkt. Die Augenbrauen und die Wimpern hatte ich mir gerade gemacht. “Sexy”, hätte mein Narr gesagt. “Sowas von heiß.”

Aber der lag neben meiner Sklavin verschnürt im Ehebett.

Ich hatte Zeit für mich.

Ich hatte mich gestyle und hübsch gemacht, als wolle ich nach der Buchvorstellung am heutigen Tag noch mal los. Sklavin und Narr hatten heute ihr Projekt vorgestellt.

Der Narr hatte sein Buch promotet und die Sklavin hatte mit ihrer Rhetorik geglänzt, indem sie daraus vorlas und sang. Jetzt waren die beiden im Bett.

Ich würde heute in Freyas Bett schlafen. Einen Moment dachte ich an den Käfig in der Küche, in den ich oft einen von den beiden einsperrte.

Nein, der war mir zu eng.

Ich lächelte in mich hinein. “Was für ein Tag?”

“Alexa, spiel meine Musik!”

“All that I need” von Herbert Grönemeyer ertönte und ich begann, still für mich zu tanzen. Ich schloss die Augen und dachte an diesen wunderschönen Abend. Ich dachte an die Aufregung im Vorfeld, ich dachte an so viel. Ich dachte daran, wie viel Aufregung uns das gekostet hatte. Ich dachte an Luis Kampf mit der Lektorin, ich dachte, daran, wie ich mein Veto eingelegt hatte, wenn er sich manchmal der Änderung der Lektorin anschließen wollte, oder mit ihr “stritt”, weil er etwas unbedingt behalten wollte.

“Denk an dass!”, hatte ich ihm gesagt. “Ich hatte ihm immer wieder gesagt, dass seine Figuren einen Konflikt haben mussten und Lui hatte mir widersprochen.” “Warum?” “Weil erst der eine Geschichte ausmacht.” Was hatten wir diskutiert, literarisches Konflikte ausgetragen. Wie hatte die Frau eines Autors mal zu Marcel Reich-Ranicki gesagt: “Geben Sie ihm kein Geld, er schreibt nicht, wenn er nicht leidet.” Ich hatte das Gefühl, mit Lui hätte dieser Autor in Sachen Leid seinen Meister gefunden. Ich weiß nicht, ob Ranicki an SM dachte, als er das über den Autor sagte, aber ich dachte daran bei irgendeiner Ausgabe des literarischen Quartett. Ich fragte mich, ob Marcel Luis Buch zerrissen hätte.

Im Grunde war es Schund, aber schöner Schund. Ich hatte mich nicht nur in den Autor verliebt, sondern auch in seine Geschichten. Ich hatte sie geprägt. Ich hatte sie fast 20 Jahre lang bestimmt. Er hatte mich bekniet, selbst zu schreiben, aber ich hatte lächelnd abgelehnt. “Nein mein Schatz, der Autor bist Du.” Er hatte versucht, mir zu widersprechen, war daran gescheitert, wie so oft. Gerade als ich dieses überlege läuft Santiano mit “Wir sind frei, frei wie der Wind.” Lui in Freiheit? Unvorstellbar. Er brauchte eine Kapitänin, die ihn führte, ein Ziel gab.

Der Schatz lag jetzt vor mir. Freya und Lui hatten ihn für mich geborgen. Luis Buch war promotet und Freya hatte ich einem Redakteur eines Audioverlages vorgestellt, der begeistert war von ihrer Performance. “Herrin Jessi, ihre Sklavin würde ich mir gerne mal ausleihen.” Ich hatte ihm ein Lächeln geschenkt. Der Vertrag würde nächste Woche unterschrieben werden. Es wurde Zeit, dass Freya aus der Tanke herauskam. Es wurde Zeit, dass sie ihre Stimme trainierte. Es wurde Zeit, dass Profis ihr den Feinschliff gaben, den ich ihr nicht geben konnte. Ich war keine ausgebildete Rhetorikerin, aber ich kannte Leute. Ich kannte Leute, die es verstanden, eine Geschichte zu erzählen, sie vorzutragen.

Ich hatte die Macht, diese Leute zu verketten. Stille Dominanz.

Ich hatte dem Redakteur geschmeichelt, hatte seinen Nacken gefasst. Ich hatte ihm etwas zugeflüstert. Ich hatte einen Wunsch geäußert. Er hatte ein lüsternes Angebot gemacht und ich hatte darauf etwas erwidert. “Kommen Sie in mein Büro, da liegt ein Vertrag.”

Ein Hauch “Sie haben heute in der Zeitung gelesen, was ich mit Männern machen, die sich nicht benehmen können. Was werde ich mit Leuten machen, die ihr lüsternes Wort brechen?” Er hatte mich angegrinst und gesagt “Ich fürchte, die verlieren ihr bestes Stück.” Er hatte zu Boden geblickt. Ein Spiel. “Nein, ich verspreche Ihnen, es wird einen Vertrag mit Freya geben und es soll nicht zu ihrem Nachteil sein.” “Falls doch, hänge ich Sie an den Eiern auf.” Er hatte still gelächelt und “bei meiner schmerzhaften Ehre” geflüstert.

Ich schwebte weiter, vermittelte Verträge, brachte Leute zusammen. Das hatte mir Lui beigebracht. Er hatte mir gezeigt, wie man das macht. Auch er hatte mich verändert, aus mir einen neuen Menschen gemacht. 20 Jahre waren wir verheiraten. 20 Jahre unter meiner Knute. Ich hatte bei der CIA gelernt, aber das was ich wurde, wurde ich durch Lui.

Vielleicht ist dieses ein nachdenklicher Text.

Ich war doch beim Tanzen. E-girls are Running my life von Corpse&Savage Ga$p. “Shock my, when you hate my.” Schockiere mich, wenn Du mich hasst.

Ich tanzte und dieses Lied hatte ich heute bei Tictoc gesehen, bei einer Frau, die mich an mich selbst erinnerte. Läßt man das Original im Hintergrund laufen und legt ihr Tiktoc darüber, ist das unerreicht. Danke liebe Whiskeyeule.

Ich würde mich sehr freuen, würdest Du das Cover meines Buches zieren , denn die Frau, die dieses schreibt, ist lange nicht so hübsch wie Du.

Aber es ist die Frau, die ich beim Schreiben unserer Geschichte gesehen habe.

Kniefall von einer Domina.

 
 
 

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