Wiederaufnahme
- Jessi Lui
- 29. Aug. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Wiederaufnahme
Jessica musste schallend lachen, als sie die Worte in der jüdischen Zeitung aus dieser Woche las. Der Artikel lautete: Mein liebster Antisemit. Dort stand wörtlich:
„Wie das bei Juden so ist, hat sich natürlich kaum jemand an das rabbinische Verbot gehalten.“
Das Verbot der Prostitution, an das sich hingegen gehalten wurde, sollte aufgehoben werden, aber der Senat hatte die Coronamaßnamen in Hamburg statt dessen verlängert. Derzeit von September bis November. Dabei hatten die Dominas der Stadt jeweils Hygienekonzepte erstellt und alles für die Öffnung getan. Die Checklisten in den Studios waren detaillierter und besser als die von dem Saustall, den man in Hamburg Rathaus nannte. Und doch! Es blieb per Dekret verboten..
„Pandemie.“
Alles war geöffnet, nur sie und die anderen Freunde saßen trotz Versprechen in ihren Studios und konnten nichts tun. Besagte Pressekonferenz war 2 Stunden her. Weiterhin Verbot der Prostitution! Möge die da oben der Blitz beim Scheißen treffen.
Jessi griff zum Telefon:
„Hallo Frau Friesien. Was kann ich für Sie tun?“ Sie erkannte die Stimme der Sekretärin, und diese hatte Jessis Nummer im Kopf.
„Ist der Chef da?“
„Ich muss sehen, ob er frei ist.”
„Er ist frei, glauben Sie mir.“ Nicht sichtbar für Jessica verzog die Sekretärin das Gesicht. Sie klopfte vorsichtig an die Tür ihres Chefs.
„Frau Friesien für Sie.“ Der Typ drückte den Rücken durch.
„Herr Bürgermeister, Sie entschuldigen mich einen kleinen Moment.“ Es folgte ein Nicken. Der Anzugträger verließ das Büro. Er trat ins Nachbarzimmer.
„Hallo.“
„Moin, ich wollte mal nachfragen wie es mit unserer Abmachung ausschaut.“
„Frau Friesien, der Zeitpunkt ist gerade denkbar ungünstig.“
„Das weiß ich.“ Jessica wusste, dass er wusste, dass sie sich gerade mit der Zunge über die Lippen glitt.
„Ich wollte nur noch einmal mitteilen, dass ich und auch einige Bekannte und Freunde bereit wären, wieder Gäste zu empfangen, wenn das Verbot endlich fällt.“ Unser Mann am anderen Ende fasste sich an den Schlipps und löste ihn ein wenig.
„Ich weiß nicht, ob die Damen etwas weiter davon abhalten kann, etwas törichtes zu tun.“ Sie hörte, wie er schluckte.
„Ich tue mein möglichstes.“
“Hat Haase eigentlich schon etwas herausgefunden?“
„Woher soll ich das wissen. Ich bin nicht in Angelegenheiten der Polizei involviert.“
„Das ist aber schade. Vielleicht würde er sich genauso für Dich interessieren, wie er das für mich tut.“
„Die Polizei hat Sie doch nur befragt, weil der Schweinekopf von der Tankstelle Ihrer …“ Er zögerte.
„Sie wissen, was gemeint ist.“
„Vielleicht möchten ja meine Gegenspieler den Schweinekopf gegen einen ersetzen, der sich nicht an sein Wort hält.“
„Du brauchst mir nicht drohen.“
„Ich drohe Dir nicht, aber wie Du weißt, wird mir gedroht. Muss ich Dich an das Zettelchen erinnern, was mir die Kommission geschickt hat? Und jetzt seh zu, dass Du mit dem Bürgermeister redest, sonst gibt es heute Abend kein Fresschen für Dich.”
“Ich habe sowieso vor, erstmal nicht zu Dir zu kommen. Du wirst mir langsam lästig.”
„Ich habe einen unterschriebenen Sklavenvertrag von Dir, und Du wirst tun, was ich sage.“
„Das war während unseres Spiels. Außerdem ist das Sittenwidrig.“ Jessica stöhne in den Hörer.
„Das hat Ayscha auch gesagt, und nachher war sie ganz zahm.“
„Wer?“
„Das Püppchen aus der Abteilung Organisierte Kriminalität.“ Jessica hatte diese mit Oberkommissar Haase vor ein paar Tagen bei sich zu Gast.
„Ich hoffe, wir verstehen uns.“
Der Anzugträger hörte das Klicken. Er legte das Telefon auf die Gabel. Langsam schritt er zurück zum Bürgermeister. Der sah ihn an:
„Was gibt’s?“
„Das jüdische Cafe hat angerufen. Sie erwarten die Freigabe oder ihren Kopf.“ Jetzt war es der Bürgermeister, der sich den Kragen löste. Er war darüber unterrichtet worden, wer sich dort vor 3 Monaten getroffen hatte. Die Bosse der Unterwelt Hamburgs.
„Ich glaub ich habe ein kleines Problem!“
„Allerdings!“
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