Zweites Standbein (fiktiv)
- Jessi Lui
- 22. Jan. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Zweites Standbein (fiktiv)
Ich bin Domina, das werden einige von Euch schon bemerkt haben. In den Geschichten, die ich erzähle, führe ich die Lieblingsfalle, habe meinen Narren und meine Sklavin. Dort bin ich möglicherweise mit der Mafia verstrickt, aber das weiß ja niemand.
Ich übergebe auch mal einen Straftäter der Polizei.
Aber wisst Ihr, womit ich richtig Asche verdiene? Das hat mit einer Reform vor vielen Jahren zu tun. Persönlichkeitscoaching. Da kommen Leute zu mir und wollen etwas lernen und ein dritter bezahlt. Tatsächlich war das eigentlich mein Einstieg und irgendwann dachte ich, da ist noch mehr, was das Amt eben nicht bezahlt.
So entstand die Idee der Lieblingsfalle. Es gibt Persönlichkeiten in Hamburg, die das groß anprangerten und dadurch ihren Job verloren. Aber für mich und mein Team war das eine Goldgrube.
Ich schmunzel gerade bei dem Gedanken, was es für einen Aufwand gewesen war, ein Stadtbekanntes Bordell aus Bildungsträger anerkennen zu lassen, aber es war mir gelungen und sicherte mir wichtige Einnahmen. Für mich und meine Kolleginnen war es ein richtiger Partner.
SM ist nicht nur Demütigung. SM ist nicht nur Beherrschung. Wer hat nicht mal eine Chefin erlebt mit dem Auspruch: “Bin ich eigentlich zu dominant?” Ich hätte ihr dann am liebsten geantwortet: “Nein, Du bist Tyrann, Dominanz ist etwas anderes.”
Und mit solchen Leuten saß ich am Tisch. Leute, die Vorurteile hatten. Leute, die in mir die Domina sahen, die Leute grundlos ausgepeitschte. Ja, manchmal tat ich das.
Im Grunde war es aber etwas anderes. Ich half Menschen, stark zu sein, indem sie sich mir einen Moment lang unterwarfen. Sie ließen mich in ihre Seele blicken und oft, nicht immer konnte ich ihnen Tipps geben, wie sie sich verändern konnten.
Ich hasste diese Flipcharts und den anderen Couchingscheiß, den andere verwendeten und hatte mein eigenes Konzept entwickelt.
Freya und Lui waren meine besten Beispiele. Den einen hatte ich zum Schriftsteller ausgebildet und die andere zur Entertainerin. Es war mein Werk der Macht, und ich war unglaublich stolz darauf, es der Welt auf dem Presseempfang präsentieren zu dürfen.
Eine zwanzigjährige, die mit ihrem Vortrag, ihrem Gesang, das Publikum fesselte, und in eine andere Welt entführte.
Diese Dominanz hatte sie von mir gelernt und ich war stolz auf mein Werk.
Vielleicht war es beschämend für den Kunden, beim Vermittler eine Maßnahme bei Herrin Jessi einzureichen, aber der Erfolg gab mir recht. Er spiegelte sich gerade in der Presse.
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